Ich habe den Film nun auch gesehen und bin zwiegespalten. Auch
Batman v Superman, hatte vor allem erzählerisch im Kinocut noch
einige Schwachstellen, aber hat mir persönlich nach anfänglicher
Skepsis vor allem im Ultimate Cut dann doch sehr zugesagt.
Suicice Squad hat ähnliche Schwachpunkte wie Batman v Superman.
Auch hier gibt es im Schnitt grobe Patzer und merkwürdige Szenen
und Szenenwechsel, die ab und an das Gefühl aufkommen lassen, dass
hier heftig im Nachhinein noch umgeschnitten wurde. Leider leidet
Suicide Squad daran, dass hier offenbar zwei sehr unterschiedliche
Visionen in diesem Film stecken. In seinen stärksten Momenten
scheint der Hauch von Ayers düsterer, zynischen Geschichte durch,
aber viel zu sehr merkt man ständige Zensuren und Beschneidungen,
zu denen auch viele schon aus Teasern und Trailern bekannte Szenen
gehören. Obwohl Deadpool dieses Jahr schon gezeigt hat, dass auch
ganz klar für Erwachsene konzipierte Comicfilme ohne Jugenfreigabe
an den Kassen funktionieren können, wurde Suicide Squad auf ein
R-Rating, bzw. hier eine entsprechende FSK 16 Freigabe
getrimmt.
Was bleibt ist ein Haufen schräger Typen, die zwar als böse Kerle
verkauft werden sollen, aber (überspitzt gesagt) rüberkommen wie
falschverstandene Gelegenheitskleinkriminelle mit leichtem
Dachschaden. Während ich den Ansatz befürworte solche Charaktere
nicht nur negativ zu beleuchten oder darzustellen, hätte man hier
doch etwas drastischer bleiben können, um nicht zuletzt das Wagnis
zu betonen, was es bedeuten würde, einige der gefährlichsten
Individuen zusammen auf die Straße zu lassen und ihnen das
Schicksal der Welt anzuvertrauen, was ein sehr spannendes Thema
gegeben hätte. So ist es im Film zwar erwähnt, aber man findet die
Truppe so schnell sympathisch, dass man wenige Gedanken daran
verschwendet, dass dies Serienmörder, Vergewaltiger und
Auftragskiller sind.
Die Handlung gibt derweil auch nicht viel her. Ich erspare euch
hier eine Synopsis, da diese weitreichend bekannt sein dürfte und
es, außer der ultimativen Bedrohung durch ein mit militärischen
Mitteln nicht bezwingbares Wesen, was unsere Eingreiftruppe aus
Baddies (Task Force X) nötig macht, nicht viel Nennenswertes zu
erwähnen gibt.
Aber es gibt eben auch die starken Momente in Suicide Squad, die
einem bewusst machen, was alles noch aus diesem Film hätte gemacht
werden können. So gefiel mir vor allem das erste Drittel sehr gut,
in dem uns die verschiedenen Schurken nacheinander vorgestellt
werden. Diese Einführung ist stylisch gemacht und, wie der
restliche Film übrigens auch, mit einem sehr passenden Soundtrack
untermalt.
Auch bei den Charakteren und deren Darstellern kann man Lob
anbringen. Allen voran bleiben einem Will Smith als Deadshot,
Margot Robbie als Harley Quinn und Jared Leto als Joker im
Gedächtnis, wobei letzterer in der finalen Kinofassung eher als
Cameo gewertet werden muss, da seine Screentime sehr überschaubar
bleibt.
Deadshot und Quinn sind auch die beiden aus dem Suicide Squad die
die ausführlichste Hintergrundgeschichte haben und dadurch auch als
Angelpunkt für den Zuschauer fungieren.
Letos Joker ist erfreulicherweise eine sehr andere Interpretation
als Ledgers in The Dark Knight und kann eigene interessante Akzente
setzen. Die beschränkte Screentime jedoch lässt einen eher in
freudiger Erwartung auf Afflecks kommenden Batman Solofilm warten
um dort hoffentlich mehr vom Joker und seiner besonderen Beziehung
zur Fledermaus zu sehen. In Suicide Squad beschränken sich seine
Szenen hauptsächlich auf seine Beziehung zu Harley Quinn via
Flashbacks, die aber definitiv zu den spannendsten Szenen des Films
gehören.
Der Antagonist in Form von der Hexe Enchantress, gespielt von Cara
Delevingne, sieht optisch klasse aus und gibt auch viel für einen
interessanten Charakter her, verkommt aber schnell zum blassen
Übergegner, dessen Motive nicht besonders ausgefallen sind, wodurch
der Charakter insgesamt dann doch eher belanglos bleibt.
Zum Fazit kann ich nur sagen, dass Suicide Squad insgesamt ein Film
der verpassten Chancen ist. Vieles sieht gut aus und macht Lust auf
mehr, aber viel Potential wird nicht ausreichend ausgeschöpft.
Zusätzlich leidet der Film unter einem merkwürdigen Schnitt und man
kann erahnen, dass hier etliche Filmminuten, die dem Film gut getan
hätten, auf dem Boden des Schnittraums gelandet sind. Vielleicht
erwartet die Fans ja auf der Blu-ray ein weiterer Extended Cut, der
die erzählerischen Falten ein wenig ausbügeln kann, aber das steht
noch in den Sternen.
Dennoch kann man Genre Fans nicht abraten sich den Film zumindest
einmal anzusehen, wenn auch nicht unbedingt im Kino, denn er hat
wie gesagt auch seine guten Momente und ist insgesamt auf jeden
Fall ein unterhaltsamer Film geworden. Besonders Harley Quinn,
Deadshot und der Joker können begeistern und reißen in ihren Szenen
einiges raus.
6/10 Punkte
With
great power, comes great responsibility!