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Her (2013) (Blu-ray + UV Copy)

Gestartet: 30 Aug 2014 14:26 - 9 Antworten


Veröffentlichung:
04.09.2014
Laufzeit:
126 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 30 Aug 2014 14:26

VincentVinyl

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Her

Story 9
Bild 9
Ton 8
Extras 5
Geamt 7


Regisseur Spike Jonze ist bekannt für eigenwillige Filme wie Being John Malkovich, Adaption oder Wo die Wilden Kerle Wohnen. In diese Riege reiht sich auch sein neuestes, oscarprämiertes Werk Her mit Joaquin Phoenix ein. Warner Bros. hat uns für das Review die deutsche Blu-ray zur Verfügung gestellt, so dass wir uns hemmungslos in die ungewöhnliche Liebesgeschichte fallen lassen können.

Story

Theodore Twombly (J. Phoenix) steht kurz vor der Scheidung von seiner Frau Catherine (R. Mara). Völlig im Gegensatz zu seinem eigenen, frustrierenden Liebesleben verfasst er für eine Firma romantische Liebesbriefe im Namen anderer. Doch auch für Theodore erscheint ein Lichtblick, als er sich auf seinen Computer ein neuartiges Betriebssystem namens Samantha (S. Johansson) aufspielt. Die künstliche Intelligenz versteht Theodore besser als jeder andere und eine ungewöhnliche Beziehung entsteht.

Her ist in erster Linie ein Liebesfilm. So sind die Sci-Fi-Elemente um die künstliche Intelligenz Samantha sehr dezent und gar nicht so realitätsfremd, wenn man an Sprachsteuerungen wie Apples Siri in Kombination mit Supercomputern wie IBMs Watson denkt. Nicht umsonst hat Warner Bros. jedoch den Untertitel „A Spike Jonze Love Story“ hinzugefügt. Jonze nutzt seinen individuellen, schrägen Stil und verleiht Her damit eine unverwechselbare Note. Die Interaktionen zwischen Theodore und dem Betriebssystem wirken anfangs noch schräg. Sowohl auf Theodore selbst, als auch den Zuschauer. Doch die Vertrautheit zwischen den beiden, frei von Geheimnissen oder Ängsten (zumindest anfangs), zieht einen schnell in seinen Bann. Zu nachvollziehbar ist, warum sich Theodore zu dem charmanten OS hingezogen fühlt. Es verurteilt ihn nicht, hört ihm zu, ist humorvoll und versteht ihn schlichtweg. Da ist kein Körper notwendig, um rasch eine intime Atmosphäre zu erzeugen. Allerdings liegt in dieser Intimität auch der Schwachpunkt von Her. Jonze zieht die Liebesgeschichte auch auf eine sexuelle Ebene und eine pikante Szene kratzt an der Grenze zur Albernheit. Andererseits zeigt Jonze dadurch wiederum, dass die Beziehung zwischen Theodore und Samantha keineswegs rein unschuldiger, geistiger Natur ist. Es handelt sich eben um eine Liebesaffäre, die sich in körperlichen Begehrlichkeiten niederschlägt. Jonze überlässt es dabei dem Zuschauer zu urteilen, ob Theodore dadurch zu einem Fetisch-Freak oder zu einem romantischen Träumer wird, der sich für Liebe in ungewöhnlichen Formen öffnet.

Auch wenn sich der Film stark auf Joaquin Phoenix sowie (im Originalton) Scarlett Johanssons Stimme konzentriert, sind die Nebenrollen prominent besetzt. Amy Adams (Man of Steel) agiert als Theodores beste Freundin – eine nerdige Spieleentwicklerin. Rooney Mara (Verblendung) mimt Theodores Exfrau, während Olivia Wilde (Dr. House) einen kurzen Auftritt als gescheitertes Date erhält. Selbst Chris Pratt (Guardians of the Galaxy) bleibt mit seinem kurzen Auftritt als romantisch veranlagter Rezeptionist im Gedächtnis. Selbiges gilt im Übrigen auch für den visuell verträumten Stil, der, gekoppelt mit dem Soundtrack der kanadischen Band Arcade Fire, die melancholische Grundstimmung über die gesamte Spieldauer intensiviert. Bleibt zu sagen, dass Her ein typischer Jonze-Film ist, zugleich aber persönlicher wirkt als all seine bisherigen Werke. Wer ein Herz für ungewöhnliche Liebesgeschichten hat, sollte hier unbedingt einen Blick riskieren.

Bildqualität
Jonze hat für Her ganz bewusst einen recht entsättigten Look mit gemäßigten Kontrasten gewählt. Das passt zu vielen Bildern, die Joaquin Phoenix in langsamen Nahaufnahmen vor von Sonnenlicht überfluteten Fenstergalerien zeigen. In jenen Close-Ups erkennt man jede Pore in der Haut des Schauspielers und die verzwirbelten Haare in dessen 1970er-Schnurrbart. Generell ist die Durchzeichnung hervorragend und der Detailgrad sowohl in den zahlreichen Innenaufnahmen in Theodores Wohnung, als auch auf den Straßen enorm. So sind es lediglich die bewusst gewählten Stilmittel, welche dem Bild ein wenig die Plastizität rauben und für eine beabsichtigt nüchterne Optik sorgen. Im Kontext des Films funktioniert dies hervorragend, so dass Her visuell auf ganzer Linie überzeugt.

Tonqualität

Auch bei der akustischen Untermalung bevorzugt Jonze für Her einen ganz besonderen Stil. So werden viele Szenen allein von der Musikuntermalung durch die Band Arcade Fire getragen. Das Gros des Films stellt Umgebungsgeräusche deswegen sehr in den Hintergrund, was die innere Einsamkeit Theodores genau so betont wie die Melancholie seiner fast schon sterilen Wohnung. Auch die Dialoge sind durch die zurückgenommenen Umgebungsgeräusche noch präsenter, was speziell auf die deutsche Tonspur zutrifft. Hier werden die Synchronsprecher fast etwas zu stark in den Vordergrund gerückt. Der englische Originalton hat das Verhältnis in der Abmischung etwas besser im Griff. Trotzdem trägt auch die deutsche Spur alles Nötige zur elegischen Atmosphäre des Films bei.

Ausstattung

Hinter der kuriosen Bezeichnung „Das titellose Rick Howard Projekt“ verbergen sich 24 Minuten Einblicke hinter die Kulissen von Her. Im Gegensatz zu traditionellen Making-Ofs handelt es sich aber eher um unkommentierte, fast schon künstlerische Fragmente aus der Produktion. „Liebe im modernen Zeitalter“ ist in seinen 15 Minuten Spielzeit gar nicht so speziell auf den Film bezogen, sondern stellt durch Interviews mit verschiedenen Autoren einen Bezug zu Liebe im modernen IT-Zeitalter her. Schließlich folgt „Wie teilt man sein Leben mit jemandem“, ein vierminütiger Beitrag mit Ausschnitten aus dem Film, die sich auf die romantische, titelgebende Frage beziehen. Alle Extras liegen in HD vor.

Fazit

Technisch hat Warner bei Her alles richtig gemacht. Die Bildqualität wird dem verträumt-melancholischen Werk absolut gerecht und erinnert teilweise an die lichtdurchfluteten Werbespots des IT-Unternehmens Apple. Auch der Ton geht eigenwillig vor, denn oft gewähren Jonze und sein Team dem Soundtrack die komplette Bühne, um alleine für Stimmung zu sorgen. Das Extramaterial dürfte dagegen etwas umfangreicher sein, ist dafür aber sehr kunstvoll und passend zum schrägen Charakter des Films zusammengestellt. Zu Recht hat Her einen Oscar für das beste Original-Drehbuch erhalten. Die ungewöhnliche Liebesgeschichte mit dezenten Sci-Fi-Elementen ist in Zeiten von Smartwatches, Sprachsteuerungen und Supercomputern näher an der Realität, als mancher vielleicht annimmt. Genau so einfühlsam wie die besten Liebesfilme erzählt Her eine melancholische Geschichte vom Erwachen eines einsamen Mannes, der sich in einen ganz besonderen Partner verliebt. Lediglich die sexuellen Elemente bewegen sich ziemlich nahe an der Grenze zur Albernheit und sind als Schwäche des Streifens einzuordnen. Ansonsten ist Her nicht nur für IT-Nerds und Romantiker ein echter Geheimtipp. (anw)

Kaufempfehlung

8 von 10
Die Kaufempfehlung der Her Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der Story berechnet.

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#2
Geschrieben: 30 Aug 2014 14:36

agentsands

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Klasse Review, dem ich unumwunden zustimmen kann. Ein besonderer Film mit einem großartigen Joaquin Phoenix.
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#3
Geschrieben: 30 Aug 2014 14:42

VincentVinyl

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Hey, vielen Dank :-). Ich fand den Film auch super - sowohl visuell als auch von der Geschichte her. Finde auch, dass es bisher Jonzes persönlichster Film ist. Und schön ruhige Atmosphäre mit vielen Aufnahmen, die nur von der Musik getragen werden.
#4
Geschrieben: 30 Aug 2014 20:47

Perspektivlos

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Auf dem Film bin ich auch schon lange Heiß :cool: bin gespannt ob er mir auch so gefällt!

Danke für das gute Review :thumb:
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#5
Geschrieben: 31 Aug 2014 04:54

Gandalf123

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Das klingt mir storymäßig etwas zu verquer, als das ich mich einen Blindkauf trauen würde. Hast mich aber mit. Deinem Review neugierig gemacht.

#6
Geschrieben: 31 Aug 2014 14:48

VincentVinyl

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So verquer wie der Film sich anhört, ist er am Ende gar nicht. Für Jonzes Verhältnisse ist der Film sogar sehr zugänglich. Also ruhig rantrauen :-).
#7
Geschrieben: 31 Aug 2014 22:16

Schlumpfmaster

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Ich bin ein großer Fan des Films. Phoenix und Johannson allein mit ihrer Stimme schaffen es diesen Film dank eines grandiosen und feinfühligen Drehbuchs und Regies zu etwas Besonderen zu machen.

Und die Sexszene war auch das einzige, was mich letztlich störte, da es schlicht doof war und der Film dies auch gar nicht nötig hat. :thumb:
#8
Geschrieben: 01 Sep 2014 09:05

TrondeAkjason

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TrondeAkjason How do you go on... when in your heart you begin to understand... there is no going back? There are some things that time cannot mend... some hurts that go too deep... that have taken hold.

Hab mir schon ein paar Mal überlegt ob der Film was für mich ist, diese doch sehr hohe Bewertung überrascht mich ein Stück weit, macht die Entscheidung aber einfacher. Kommt auf die Liste:thumb:
Alex

How do you go on... when in your heart you begin to understand... there is no going back? There are some things that time cannot mend... some hurts that go too deep... that have taken hold.

When you find that one person who connects you to the world, you become someone different, someone better. When that person is taken from you, what do you become then?
#9
Geschrieben: 01 Sep 2014 13:30

VincentVinyl

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@ Schlumpfmaster

Ich fand die Sexszene halt auch etwas unpassend. Wobei ich schon verstehen kann, dass Jonze damit vermutlich betonen wollte, dass es eben keine rein "spirituelle" oder "unschuldige" Beziehung ist, sondern wirklich eine Liebesaffäre mit allem was dazugehört. Kann man sich aber eben streiten, ob man das nicht anders hätte lösen können.

@ TrondeAkjason

Also mir hat der Film wirklich sehr gut gefallen. Ich mag aber auch Jonzes andere Filme sehr gerne. "Her" ist jedoch deutlich zugänglicher als z.B. "Adaption".
Geschrieben: 13 Sep 2014 23:36

OssiKalle

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Ich kann die gesamte Review bestätigen. Ich konnte mir den Film soeben endlich anschauen. Mich hat er wirklich umgehauen. Die Bilder, die Musik und die daraus resultierende Stimmung tragen einen durch den ganzen Film. Joaquin Phoenix liefert hier mal wieder eine Glanzleistung ab. Absolut empfehlenswert...
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