Hab's dann auch endlich mal geschafft den Film zu sichten.
Ist meiner Meinung nach nur halb so intelligent wie er tut. Im
Grunde wird die Schöpfungsgeschichte auf düstere und kritische Art
neuinterpretiert und mit den aronofsky'schen Shockvalue
unterfüttert. Das ist für meinen Geschmack alles ein Ticken zu laut
und plakativ, sodass ich ihn eher als plumpe Provokation anstatt
als Meisterwerk betiteln würde. Wer jetzt aber auf meine Wertung
schielt wird sich eventuell fragen, wieso ich dennoch ein positives
Fazit ziehe: Weil
mother! trotz allem Stumpfsinn ganz
hervorragend unterhält!
Eine Grundspannung ist nahezu zu jeder Minute gegeben, da man als
Zuschauer nie so genau weiß in welche Richtung es als nächstes
geht. Kontinuierlich wird die Anspannung zwischen den Figuren
angezogen und erreicht stetig neue Dimensionen. Der Film hat erst
die Hälfte der Laufzeit erreicht, da denkt man schon alles gesehen
haben zu müssen. Was dann in den letzten 30-40 min. passiert
spottet jeder Beschreibung. Ich hatte damals schon zu
High-Rise geschrieben, dass man sich den Film als
erwachsene Variante der "Passierschein A38"-Szene aus
Asterix
erobert Rom vorstellen müsste.
mother! legt hier noch
eine Schippe drauf und wirkt dabei so, als hätte jemand die Bibel
auf Crack verfilmt.
Die hervorragende Kamera-Arbeit behält bewusst J-Law im Fokus,
sodass das Drumherum auch für den Zuschauer irgendwann zu
verschwimmen droht. Man kann zwar ihr Verhalten in vielen
Situationen wenig nachempfinden und möchte ihr ständig Ratschläge
zurufen, doch transportiert sich auf diese Weise das Ohnmachtgefühl
nahezu perfekt. Alles wirkt irgendwann nur noch wie eine nicht
enden wollende Abwärtsspirale, wo es kein Entrinnen mehr gibt.
Dabei inszeniert Aronofsky das Chaos so gekonnt, sodass man als
Zuschauer ständig zwischen Faszination und Schock hin & her
pendelt.
Leider erreicht der Film irgendwann einen Punkt, wo man sich an die
seelischen Grausamkeiten so gewöhnt hat, dass der Effekt des
finalen Schockers in der Gleichgültigkeit verpufft. Da wollte er
einfach einen zu viel draufsetzen, sodass dieser eigentlich
grotesk-grausame Moment schon vorhersehbar und routiniert
erscheint. Man bekommt das Gefühl, dass er hier nur noch um des
Schockens Willen schockt (was Aranofsky leider nicht das erste mal
passiert ist).
Die größte Überraschung von
mother! ist aber gewiss der
frequent eingestreute Humor zwischen all den düsteren Themen. Klar
zieht er auch Parallelen zu heutigen Konflikten & Problemen in
der Welt, überzeichnet diese aber so arg, als wenn er sich damit
hämisch über Religion und Glaube lustig machen will. Dadurch zieht
er manchem unbehaglichen Moment etwas den Zahn, schafft es aber
auch einen kurzweiligen Drahtseilakt zwischen Bibelkritik und
Unterhaltung zu balancieren. Die Übergänge zwischen Humor &
Anspannung verlaufen dabei fließend und geben den sonst etwas
eindimensionalen Inhalt die gewisse Würze. So wird aus der
Verkettung von wenig-subtilen Metaphern mit Megafon-Attitüde eine
größtenteils unterhaltsame & spannende Bibelschelte.
(7/10)