[15 Dublonen] Review: Alexander Revisited - The Final Cut

Kommentare: 4
Danke: 10
24. Dezember 2014


Alexander von Oliver Stone war ein Film, den ich mir schon lange anschauen wollte. Mr. Stone meinte allerdings viele Jahre lang, immer noch weiter an seinem Filmchen herumschnippeln zu müssen. Auf die Kinofassung folgten Director's Cut und schließlich der "Final Cut".
Da ich nicht irgendwelche "Zwischenstände" sehen wollte sondern eine endgültige Version wartete ich geduldig. Nun ist seit einigen Jahren Ruhe im Karton, der "Final Cut" scheint wirklich final zu sein. So wurde die BluRay aus der Videothek ausgeliehen, und aufgrund der Laufzeit an zwei Abenden (!) einem Review unterzogen.





Story:
Sagenhafte drei Stunden und eine halbe, also knapp 214 Minuten, läuft die finale Version von Oliver Stones "Alexander". Der Film steigt ungefährt zum 18. Geburtstag von Alexander dem Großen ein, als dieser seine ersten Eroberungsfeldzüge im Nahen Osten unternimmt. Die Erzählung folgt dem mythischen Anführer bis zu seinem Tod kurz vor seinem 33. Geburtstag, in mehreren Rückblenden springt der Film aber auch in Alexanders Jugend zurück. In bester LOST-Manier werden die Rückblenden genutzt, um dem Zuschauer zu zeigen, warum Alexander JETZT GENAU SO reagiert, da er in der Vergangenheit DIESE ODER JENE Erfahrung gemacht hat.
15 Jahre in 214 Minuten also... was gibt es denn alles zu erzählen? Gleich vorneweg: "Alexander" ist kein reiner Schlachtenfilm, er ist eher ein typischer Sandalenfilm, ganz im Sinne eines "Troja", "Gladiator" oder auch "Braveheart". Zwei große Schlachten werden recht ausführlich gezeigt, mehrere kleinere so nebenbei. Tatsächlich ist der Film aber ein Biopic zu einem der größten militärischen Masterminds dieses Planeten.
Der erfahrene Filmfan wird nun mit den Schultern zucken: 214 Minuten? So lange sind "Troja", "Gladiator" oder "Braveheart" längst nicht gelaufen, wofür braucht Stone nur so viel Zeit? Die Antwort ist trivial: er verschreibt sich voll und ganz der Präsentation Alexanders: seine Gefühle, seine Entscheidungen, seine Erfolge und Fehlentscheidungen, seine Vergangenheit, seine Familie, seine Freunde und Mitstreiter, seine Partner in Beziehung und Liebe. Stone liefert ein vollumfassendes Bild eines Getriebenen, eines Kämpfers der immer weiter will. Er zeigt uns Alexander als Visionär, der das Zentrum der Welt, Griechenland, mit Ägypten, dem nahen Osten und Indien verbinden, ja sogar verschmelzen will. Alexanders Pläne waren sogar noch größer: er plante auch Rom, Europa und die nordischen Länder in sein Imperium aufzunehmen. Grenzenloses Reisen für alle seine Bürger von einem Ende des Reiches zum anderen, die Verschmelzung der Bevölkerung, die Beseitigung von Hass und Unverständnis. Oliver Stone schildert Alexanders Visionen und zeigt dadurch den rastlosten Anführer mit seinem inneren Zerwürfnis.
Das alles, die Erzählung, die visuelle Präsentation, ist atemberaubend gelungen. Dennoch musste sich Stone einige Vorwürfe gefallen lassen, so dass zum Beispiel einige Details aus Alexanders Leben wiedergegeben werden, die nach neuesten Erkenntnissen nachweislich falsch sind. Dennoch ist "Alexander" einer der großen Historienfilme "ever made". Er mag zwar nicht an das epische Format eines "Ben Hur" oder eines "Spartacus" heranreichen (dafür verzettelt sich der Film über seine lange Laufzeit einfach auf zu vielen Nebenschauplätzen), auch an "Gladiator" oder "Braveheart" kommt er meiner Meinung nach knapp nicht ran, aber für "Troja" reicht es. ;)
"Alexander" ist ein grandioser Film, der Zeit und Mühe kostet, aber nahezu jede Minute wert ist.
Punkte: 4/5

Ton:
Sowohl der englische O-Ton als auch die deutsche Synchro liegen als DTS-HD HR 5.1 vor. Die Qualität ist bei beiden Tonspuren durchweg OK, aber hin und wieder sind Dialoge arg genuschelt oder gehen im Schlachtengetümmel unter. Auch scheint das letzte Quäntchen Dampf zu fehlen, irgendwie hat man beständig das Gefühl, dass "noch mehr drin gewesen wäre".
Definitiv kein Reinfall, da beide Spuren ein sehr gutes räumliches Gefühl ausstrahlen, aber leider auch keine Höchstleistung.
Punkte: 4/5

Bild:
Das Bild ist immer unspektakulär gut, sowohl während der ruhigen Charakterstudien als auch während der knackingen Schlachtenszenen. Herausragendes Filmmaterial ist mir ebenso wenig aufgefallen wie irgendwelche Filmfehler, einfach ein sehr gutes HD-Bild.
Punkte: 4,5/5

Extras:
Das Bonusmaterial gestaltet sich äußerst übersichtlich. Zwei Audiokommentare können aktiviert werden, ansonsten stehen im Bonus-Kapitel noch eine kleine Featurette zum Film bereit (leider nur in SD, 12 Minuten) sowie Texttafeln zu Cast und Crew. Zwei Punkte können ohne Zögern vergeben werden, zu mehr reicht es leider nicht.
Punkte: 2/5

Fazit:
Die Ausleihe hat sich für mich wieder einmal mehr als gelohnt: ein fantastische Film, der definitiv nicht massenkompatibel ist, aber für sich ein episches Werk darstellt; ein Film, den ich kein zweites Mal sehen müsste, aber dennoch bin ich froh, ihn gesehen zu haben. Bild und Ton sind ordentlich, das Fehlen von "richtigem" Bonusmaterial ist da umso schmerzhafter.

Kaufpreis:
nur ausgeliehen


Zusätzlicher Lesestoff: Review von Charlys Tante





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@All: Vielen Dank für eure Kommentare. :)
@MoeMents: Aaaaach ja, Ben Hur. Toller Streifen!
tantron
31.12.2014 um 01:23
#4
Den Final-Cut kenn ich auch nicht. Und an die Fassung die ich gesehen habe, kann ich mich auch nur noch in Nuancen erinnern, speziell an Rosario Dawson *aaahuuuu* :D

So Monumentalwerke haben immer ganz was eigenes bei Sichtung. Sind eben trotz ihrer Länge recht einnehmend und auch angenehm groß :)

Hab grad erst (wieder mal seit LANGEM) Ben Hur geguckt, dazu in Bälde ... ;)
MoeMents
29.12.2014 um 19:58
#3
Nunja, die vielen Schnittfassungen sind hier wohl eher eine finanzielle Frage, da der Film einfach ein ziemlicher Flop im Kino war. Den Final Cut kenne ich noch nicht, meine Begeisterung zur Revisted Fassung war aber auch nicht so groß. Der Film ist ok, aber sicher kein Must-Have. Danke für deine Eindrücke.
cpu lord
25.12.2014 um 10:50
#2
Da hast Du Dir aber wirklich zeit gelassen um dieses Epos in der Final Cut Fassung zu sehen. Der Film wurde damals für die Goldene Himbeere nominiert. Man glaubt es nicht und sieht hierbei, das man sich Filme immer selbst ansehen muss. Ich hatte den Film im Mai 2013 schon einmal mit einem ausführlichen Blog gewürdigt. Da mein Sohn Halbgrieche ist und zudem noch Alexander heißt und auch neben anderem Geschichte studiert, haben wir den Film mit einer etwas anderen Sicht gesehen. Es lohnt sich hier einmal vorbei zu schauen. Toller Film, Toller Blog!!
Charlys Tante
24.12.2014 um 10:20
#1

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