Arrival

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30. April 2017

Arrival ist einer der Filme, die einen zunächst sprachlos zurücklassen. 8 Oscar Nominierungen hat der Film für sich verzeichnen können, jedoch leider nur einen bekommen. Amy Adams ist bereits für 5 Oscars nominiert gewesen und ich kann an dieser Stelle nur sagen, zu Recht. Grundsätzlich bin ich ja ein Fan solcher Filme.

Erstmals aufgefallen ist sie mir in dem Film Verwünscht, hier spielte sie eine zauberhafte Prinzessin und verzauberte nicht nur die Protagonisten im Film, sondern auch vor dem Bildschirm.

Die Presse feierte sie als Königin des Independent Films. Mittlerweile ist sie zu den Best bezahltesten Schauspielerinnen in Hollywood aufgestiegen. Sie ist für Arrival die absolute Topbesetzung  und neben ihr sieht sogar Forest Withaker blass aus. Sie stemmt diesen Film emotional und rational in allen Bereichen vollkommen alleine. Alle anderen um sie herum sind eigentlich nur Stichwortgeber, für eine grandiose unaufgeregte Performance.

Arrival basiert auf der Kurzgeschichte "Story of your Life" aus dem Jahr 1998. Der Film basiert in den wesentlichen Punkten auf der Handlung der Kurzgeschichte, nimmt sich jedoch teilweise auch größere künstlerische Freiheiten, die für eine bessere drartugische Filmstruktur notwendig sind, wenn man sich die Inhaltsangabe des Bzches durchgelesen hat. Der Autor Ted Chiang behandelt in seinem Buch eine der spannendsten Fragen der Menschheit. Was würde wohl geschehen, wenn eine außerirdische Zivilisation auf der Erde landet und bei uns Menschen an die Türe klopft? Das Grundthema ist im Grund nach schon xmal verfilmt worden und im wesentlichen ging es immer darum die Menschheit vor den außerirdischen Aggressoren zu schützten. Auch hier scheint es zunächst so zu sein.

Die Geburt eines Kindes ist der Anfang von Arrival. Wir begleiten Louise Banks dabei, wie ihre Tochter neben ihr aufwächst. Jedoch das Schicksal meint es nicht gut mit dieser Mutter/Tochter Liebe und so nimmt eine schwere Krankheit der Mutter die Tochter weg. Ein großer Schicksalsschlag. Danach sehen wir Dr. Louise Banks die sich als Sprachwissenschaftlerin entpuppt, dabei, wie sie in der Uni eine Vorlesungsstunde hält. In dieser Zeit kommt es zu einer Invasion von insgesamt 12 Raumschiffen, die aussehen wie flache Footbälle oder Muscheln, wie sie später genannt werden. 12 Orte auf der Erde, werden scheinbar willkürlich von den Raumschiffen aufgesucht und schweben schwerelos über den Orten. So weit so gut. Nun kommt das was immer kommt. Das Militär versucht Kontakt aufzunehmen mit der Gegenseite, hier nun einmal ein Raumschiff und versucht zu erfahren, warum die Aliens die Erde aufgesucht haben. Kommen sie in friedlicher oder in aggressiver Absicht?

Die Sprachwissenschaftlerin  Dr. Louise Banks scheint die einzige zu sein, die man in der Lage sieht, die kryptischen Geräusche der Außerirdischen zu entschlüsseln. Ihr zur Seite stellt man den Mathematiker Ian Donnelly, der ziemlich schnell von der wunderbaren Louise beeindruckt ist. Der erste Kontakt zeigt sich mehr als schwierig.

Denn die Außerirdischen antworten mit Tintenklecks Ringen, die die Wissenschaftlerin vor eine schwere Herausforderung stellt.

Hier ist aber vieles anders. Hier sind eher die Menschen die Aggressoren, die vor Angst dem Ungewissen schutzlos gegenüber zu stehen, letztendlich sogar den Kontakt zwischen den Zivilisationen ausschalten um sich vermeintlich einen Vorteil im Überlebenskampf zu verschaffen. Jedoch ohne Verständigung weiß man natürlich nicht mit wem man es zu tun hat. Diese Aufgabe übernimmt Dr. Louise Banks mit einer herausragenden Zielstrebigkeit und es macht einem Spaß diesem Ansatz der Verständigung zu folgen. Die Außerirdischen, die man schon sehr früh auch gegenüber vielen anderen Alienverfilmungen dem Zuschauer präsentiert scheinen auch auf Verständigung zu setzen. Nur jeder Sprachraum interpretiert die Ringförmigen Sätze scheinbar anders und liest das heraus, was man eigentlich gerne herauslesen möchte. Dr. Louise Banks ist hier der Anker, der das gesamte fragile Konstrukt zusammenhalten kann, denn sie scheint die einzige zu sein, die eine Beziehung zu den Wesen aufbauen kann.

Der Film besitzt hierbei trotz der langsamen und weitestgehend unaufgeregten und aufgeräumten Erzählweise etwas magisches, das den Zuschauer im Bann hält ständig entstehen neue Fragen im Kopf.

Es ist ein philosophisch unterfüttertes Drama, mit intimer Note. Die Weltpolitik wird hier nur beiläufig angerissen, ist aber dennoch ständig präsent, in dem sich allen scheinbar in einem Wettlauf befinden, doch der erste zu sein, der die Wesen entschlüsselt um sich einen Vorteil zu verschaffen. Auf der Erde sind sie von den Menschen durch Raum und scheinbar auch durch Zeit getrennt. 

An der grundsätzlichen Frage, „Warum seid ihr hier“, hängen auch noch eine ganze Reihe weiterer Fragen, wie, „Was macht den Menschen eigentlich aus“?

„Wie gehen wir (die Menschheit) damit um, wenn eine fremde Zivilisation in unser Leben tritt“.

Im amerikanischen Hollywood Film ist Der Science-Fiction-Film ein Weltraumwestern, der die Indianer hier durch Außerirdische ersetzt. Hier ist jedoch alles anders und das hat die Juoren auch bestimmt dazu bewogen, dieses filmische Kleinod mit 8 Oscarnominierungen geradezu zu überschütten.

Denis Villeneuve zeigt die Außerirdischen als friedfertige Wesen, mit denen man zunächst einmal versucht sich zu verständigen. Was sich nicht einfach gestaltet. Blass, müde, angegriffen von den Herausforderungen der Wissenschaft sitzt Dr. Banks in ihrem schlichten Universitätsbüro, als man an sie herantritt um sie zu angagieren, die Sprache, die aus undefinierbaren Geräuschen besteht zu analysieren. Amy Adams spielt die Linguistin als einen Menschen, der scheinbar eine schweres Schicksal zu verarbeiten hat. Dennoch besitzt sie im Laufe des Films den Ehrgeiz, sich der Sache voll und ganz hinzugeben. Hierbei helfen ihr ihre kurzen Flashbacks zu ihrem Kind. Jedoch verbirgt sie ein Geheimnis.

Der Logik des Invasionsfilms entzieht sich Arrival auf geniale Weise. Denn schon das Design des Films, in dem keine Landelichter keine Rampe, keine Furchteinflößenden Triebwerke zu sehen sind, sondern die Reduktion auf eine dunkle Muschelartige den Wesen angepasste Form ist einfach genial. Das Raumschiff schwebt absolut Geräusch- und schwerelos und bekommt hierdurch etwas besonders mystisches. Die Gravitation im Inneren des Raumschiffs wird aufgehoben und durch die des Raumschiffs ersetzt, sodass sich hierdurch auch einen Besonderheit ergibt. Es hat etwas Obeliskartiges an sich, das Rückschlüsse auf einen alten Science Fiction zulassen kann.

In der Erarbeitung der Sprache zeigt sich zudem, wie unterschiedlich die Interpretationen sein können, die dann in bestimmten angespannten Fällen unweigerlich zu massiven Missverständnissen führen können und so die Zivilisation gefährden. Was aber bezwecken die Wesen mit ihrem Besuch. Müssen die Menschen nun 3000 Jahre darauf warten?

Denis Villeneuve hat es zudem geschafft, eine Spezies zu erschaffen, die es bisher noch nicht so gegeben hat. Getrennt von der Menschheit in einer nebelhaften Atmosphäre stellen sie ja eigentlich keine echte Bedrohung für die Menschheit dar, dennoch wird übernervös reagiert bis zur Zündung einer Bombe, aber selbst da bleiben die Wesen ruhig und besonnen, als ob sie die Menschheit schon lange beobachtet hätten und ihre nervöse kriegstriebhafte Handlungsweise genau studiert hätten. Trotz der Friedfertigkeit wird man das Gefühl nicht los, als könnten diese Wesen mit einem Schlag die gesamte Menschheit vernichten, wenn sie wollten. Hier zeigt sich auch die Schwäche im Menschen, der sich selbst zerstören kann, durch Arroganz und Selbstzerstöreischer Angst vor dem Unbekannten.

Dr. Banks ist empfänglich für eine telepathische Beziehung zu den Wesen, die vermutlich so auch untereinander kommunizieren. Hierbei entsteht der Tagtraum, indem sich Realität und Fiktion scheinbar vermischen und sich ihre persönlichen Erinnerungen und Gedankensplitter mit dem Sprachmuster der Aliens verbinden. Die Zukunft, die Vergangenheit sowie die Gegenwart fließen in einander. Hierdurch kommt ein besonderer Dialog in Gang, den sie mit Hilfe von Piktogrammen, Gesten und Symbolfolgen beginnt und die sich nachts in ihren Träumen wiederfinden.

Auch in seiner Bildsprache ist der Film zwiespältig. Zum einen die fast mystisch anmutende langsame fast in Zeitlupe ablaufende Kontaktaufnahmen, dann das hektische Militärlager, indem der Invasionsgedanke an erster Stelle steht und nur dem verständigen Colonel Weber es zu verdanken ist, das nicht vorschnell falsche Schlüsse gezogen werden.

Da dann die Wirklichkeit, in dem Simultanschaltungen mit der ganzen Welt, Einblendungen von Schlagzeilen, TV Sendungen sowie Radiomoderatoren, die den Weltuntergang vor sich sehen, alles das finalisiert in der Bedrohung hin zum massiven Militärschlag gegen den unverstandenen Aggressor. Es sind die genetischen Urinstinkte des Menschen, die in so einem Moment zum Vorschein kommen und jede noch so logische Handlungsweise verdrängen. Dr. Banks erdet das ganze und schafft durch ihre Verbindung zu den Wesen ein Gleichnis.

Der Film ist wie bei allen anderen dieser Art auch eine große Metapher vor dem Unbekannten fremdartigen und wie man sich verhält. Er zeigt zudem auf, dass eine zielgerichtete Verständigung Missverständnisse verhindern kann und so zu einer Befriedung der gesamten Menschheit führen könnte. Mangelnde Kenntnis von Syntax und Semantik führen so zu gefährlichen Fehlinterpretationen. Oder wie es Dr. Banks selbst treffend formuliert: Wenn ich nur einen Hammer habe, wird alles zum Nagel. So markieren die Grenzen unserer Sprache auch die Grenzen unseres Bewusstseins. Dieser Film sollte von allen selbsterkorennen Weltführern einmal unter diesem Gesichtspunkt möglichst in einem Raum zusammen gesehn werden. Das könnte einiges verändern. Denn Sprache ist der Schlüssel zur Verständigung und stärker als jede Atombombe.

In diesem Film ist alles irgendwie anders.

Bild:

An die Bildsprache muss man sich erst einmal gewöhnen. Ist der Beamer richtig eingestellt, ist der erste Gedanke, der einem kommt. Natürlich nicht, gestern haben wir doch noch einen Film gesehen, der hatte ein grandioses Bild. Das Bild ist zunächst verstörend, genau wie der Film, in den man erst einmal hineinfinden muss, der sich einem immer mehr öffnet und den man mit jeder Minute des Schauens faszinierender findet. Das Bild wirkt trostlos und stark gefiltert. Schwarz wird zu blassem grau. Dennoch kann man alle Feinheiten erkennen. Man stellt schnell fest, dass das Bild symbiotisch mit dem Film verschmolzen ist und jedes Bild genau gestaltet wurde in seiner Bildaussage gehört hier das Farbdesign unverrückbar dazu.

Ton:

Der Filmscore ist etwas ganz besonderes. Er  hebt sich stark von den normalen Soundtracks ab und folgt den Soundtracks von Interstellar und auch von Batman vs Superman oder ähnlichem. Reduziert sich jedoch noch weiter und greift hierdurch noch stärker in den Film ein und verbindet die Elemente tonal sehr geschickt miteinander. Er ist etwas vordergründig abgemischt und bringt nur in einigen Szenen alle Lautsprecher in Wallung dann aber richtig, sodass der Raum in Schwingung gerät.

 

Ansichtssache:

Film: 5 von 5 ( ein etwas anderer Science Fiction, der mich so wie Interstellar förmlich aus dem Sitz gerissen hat)

Bild: 3,5 von 5 ( es ist zwar etwas unfair, aber nach den reinen Blu Ray Gesetzmäßigkeiten ohne diese 4 von 5)

Ton: 4,5 von 5 (Spektakulär unspektakulär)

Fazit:

Arrival ist ein erfrischend gestalteter Science Fiction Film, der mit seiner bildgewaltigen Darstellung punktet und seinem philosophischen Ansatz bei mir punkten konnte. Die Reduktion des Bilddesigns finde ich sehr gelungen, obwohl man etwas brauchte um hineinzufinden. Grandiose Bilder runden das ganze ab. 50 Mio. US Dollar für einen solchen Film sind nicht zu viel. Insgesamt ein Film, der im Abstand noch einmal mein Kino besuchen darf.

Rechtehinweis: Geschützte Namen/Marken bzw. präsentierten Bilder werden von mir rein Privat benutzt und ich besitze keinerlei Rechte an den Bildern, die nicht von mir persönlich fotografiert wurden. Sollte der Blog Text Zitate beinhalten, so werde ich diese mit Anführungszeichen und der dazugehörigen Quelle kennzeichnen.

 

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Sicher ein Review gibt natürlich immer erwas vom Inhalt preis. Ganz ohne einen kleinen Spoiler geht es nicht. Die Trailer sind in diesen Fällen ja oft schon grenzwertig. Ich versuche immer das Review so zu gestalten, das man Lust auf den Film bekommen kann und ein wenig von der Filmintension, soweit ich sie selbst erfasst habe im Review platziere. Wenn man aber vor dem Film auf jegliche Vorinfo verzichten kann, ist das auch eine gute Variante. Dann viel Spaß bei Film.
Charlys Tante
02.05.2017 um 15:01
#6
Sicherlich ein gutes Review. Allerdings konnte ich es nicht lesen, da ich den Streifen selber noch sehen will. Mein Bruder hatte mir nach seiner Kinosichtung verboten, mir vorab jegliche Infos über den Film einzuholen....
friend
02.05.2017 um 08:16
von friend
#5
Vielen Dank für eure Kommentare.
Sicher sind Filme immer für jeden ein subjektives Erlebnis und bergen auch eine Enttäuschung. Es freut mich, wenn ich dem einen oder anderen durch meinen Blog einen besonderen Sehanreiz verschaffen kann und mit meine gewisser Maßen nicht immer einfachen Ausdrucksweise dennoch inspirieren kann.

Danke Freunde!
Charlys Tante
01.05.2017 um 22:17
#4
Ein wunderbar geschriebene Blog.
Es ist immer Faszinierend wie du den Film
beschreibst....
Ein dicken Daumen hoch
und ein großes Lob meinerseits denn
durch deine Schreibweise, hab ich jetzt noch
mehr Lust auf den Film.....
In der nächste Woche wenn ich frei habe
werde den Film endlich sehen..
Freu mich sehr
Danke.......
mylordmymen
01.05.2017 um 20:51
#3
der film war für mich die mega enttäuschung des jahres. anfangs noch faszinierend wurde es schnell extrem langweilig und die auflösung zum schluss fand uch einfach nur bescheuert. einfach zeitverschwendung
Sawasdee1983
01.05.2017 um 09:28
#2
In der Hinsicht steht bei mir immer noch Interstellar on top, für den musste ich nämlich noch etliche Hirnareale mehr hinzuschalten *gg* um überhaupt erstmal durchzubrechen. Dennoch is ARRIVAL ein wirklich schöner Celluloid-Klecks mit wunderbaren Untertönen - und das gleich in mehrere gehaltvolle Richtungen. Optik und besonders AKUSTIK sind außergewöhnlich stimmlich!

Jetzt hat der tolle Film auch den dazugehörigen Blog den er sich redlich verdient. DANKE! :)
MoeMents
01.05.2017 um 00:43
#1

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