Deepwater Horizon

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11. April 2017

Deepwater Horizon steht für die bisher größte Umweltkatastrophe und eine Tragödie, in der menschliches Versagen das Schicksal von elf Männern besiegelte. Der „Blowout“ der Ölbohrplattform im Golf von Mexiko machte zwei Chef-Techniker wider Willen zu Helden. Gefangen auf dem Atlantik, umschlossen von brennendem Öl und kilometerweit von der Küste entfernt, setzen sie alles daran, sich und ihre Kollegen in Sicherheit zu bringen.

Einer solchen Katastrophe filmisch gerecht zu werden ist immer sehr schwierig und man könnte vermuten, dass es sich wie so oft eher um einen Action geladenen Film handelt, der nur rudimentär die Ereignisse um die Deepwater Horizon aufgreift.

Am 20.April 2010 steht die Bohranlage Deepwater Horizon kurz vor einem bahnbrechenden Rekord: Über 100 Millionen Barrel (1 Barrel entspricht 159 Litern) Öl sollen 70 Kilometer von der US-Küste entfernt aus dem Golf von Mexiko gefördert werden. Das Team um die beiden Chef-Techniker Mike Williams (Mark Wahlberg) und Jimmy Harrell (Kurt Russell) ist beauftragt, die Bohrung vorzubereiten, doch ein Test zeigt, dass der Druck auf das Bohrloch viel zu hoch ist. Trotz energischer Warnungen seitens der Crew geschieht, was man im BP-Konzern bis dahin für unmöglich hielt. Es kommt zu einem „Blowout“: Gas und Öl schießen unter enormem Druck unkontrolliert an die Oberfläche, mehrere gewaltige Explosionen sind die Folge.

124 Menschen sind plötzlich auf der Plattform eingeschlossen. Millionen Tonnen Öl strömen unkontrolliert ins Meer. Williams und sein Team setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel, um die Verletzten zu evakuieren und Überlebende zu retten. Ein brandgefährlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Als Blockbuster-Spezialist hat Regisseur Peter Berg bereits mit Hancock und Lone Survivor schon gezeigt, dass er hervorragend Action in Szene setzten kann. In DEEPWATER HORIZON rekonstruiert er die letzten, folgenschweren Stunden auf der Ölplattform und erzählt die packende Geschichte der Männer, die bei dem Versuch, das Unvermeidliche abzuwenden, ihr Leben riskierten. Entstanden ist ein bildgewaltiges, realistisches und zudem hochemotionales Action-Drama.

Die scheinbar grenzenlose Nachfrage nach Öl der unaufhaltsame Anstieg der Ölpreise ließ die Ölfirmen in Meerestiefen vorstoßen, in denen Menschen nie zuvor gearbeitet haften. Unterstützt durch neuentwickelte Technik konnten Ölreserven in Regionen gefunden und gefördert werden, die nur wenige Jahre zuvor als unerreichbar und damit auch unrentabel galten. Explosive Gaseinschlüsse am Meeresgrund sowie der vorherrschende Treibsand am Meeresboden wurden hierbei ausgeblendet und billigend in Kauf genommen.

Erst am 20. April 2010 wurde der Welt schlagartig klar, wie verheerend ein Zwischenfall in dieser unterschätzten Gefahrenzone sein kann.

An diesem Tag bohrte die über 500 Millionen US Dollar teure Ölplattform Deepwater Horizon, in einer Quelle namens Macondo, circa 70 Kilometer vor der Küste von Louisiana. Plötzlich sah sich die Crew vom größten Feind aller Bohrinseln heimgesucht: einem heftigen „Blowout“ verursacht durch im Meeresboden eingeschlossenes Methangas, das mit tödlicher Wucht durch die Rohre bis in die Bohrinsel schoss. Obwohl die Deepwater Horizon mit der fortschrittlichsten Technik ausgestattet war um einen solchen Blowout zu verhindern, versagten alle Sicherheitsvorkehrungen. Wie konnte das geschehen?

Die Antwort darauf und den Tag, der die Umstände der Katastrophe offenlegt, wird von Peter Berg extrem realitätsnah in Szene gesetzt. Hier wird nicht mit einer falschen Dramaturgie versucht, den Film in eine bestimmte reißerische Richtung zu bringen, nein man bleibt bei den Fakten und schafft es trotzdem einen Film  zu erschaffen, der unfassbar spannend ist und man sich mitten drinnen fühlt in dieser Welt, die man sonst nur aus Dokumentationen kennt.

Peter Berg hat hierzu eine Gilde erfahrener und grandioser Protagonisten zur Verfügung gehabt. Als Mark Wahlberg (Ted, Transformers: Ära des Untergangs) in der Hauptrolle überzeugen John Malkovich (R.E.D.), Kurt Russell (The Hateful 8), Kate Hudson (Bnde Wars - Beste Feindinnen) und Dylan O‘Brien (Maze Runner-Reihe) ebenfalls. Mit ihnen durchlebt der Zuschauer nicht nur hautnah die Ereignisse des 20. April 2010, sondern man erlebt auch die menschlichen Dramen in dieser Ausnahmesituation bis zur Unerträglichkeit mit.

Um das alles wirklich realistisch in Szene setzen zu können, wurde die Deepwater Horizon fast lebensecht nachgebaut. Am Set wurde die Crew unterstütz von dem realen Mike Williams, der sich während der Beratenden Tage am Set wieder an Bord der Deepwater Horizon während der Filmaufnahmen glaubte.

Das ist das größte Kompliment, was man bekommen kann, wenn einer der die Deepwater Horizon in und auswendig kennt, dieses Set für der Deepwater Horizon realitätsnah findet.

Es wurde versucht mit so viel Realismus wie möglich und technisch gefahrlos umsetzbar die realen Ereignisse nachzustellen. Hierbei wurde auch nicht vor echten Explosionen zurückgeschreckt, die das Gesehene erden.

Natürlich muss ein Film auch spannend und unterhaltend sein. Er soll fesseln und den Zuschauer in den Sitz pressen, während die Plattform förmlich unter ihm zusammenbricht. Das und vieles mehr ist dem Film vortrefflich gelungen und trotzdem schafft er es die Waage zu halten und die Ereignisse nicht zu überdrehen nur um einen Effekt zu erzielen.

Neben dem Set hat man auch viel Wert auf den Kontakt zur Bevölkerung in Louisana gelegt und die Dreharbeit in die Nähe gelegt um möglichst viele Bewohner des geschundenen Küstenstreifens am Projekt zu beteiligen.

Mark Wahlberg traf sich zudem öfter mit dem realen Gegenüber und so entstanden Freundschaften zwischen Protagonist und den realen Überlebenden.

„Eine Bohrinsel ist ein extrem großes und kompliziertes Stück lngenieurskunst“, sagt Peter Berg. „Unsere Nachbildung der realen Bohrinsel dürfte eines der größten Filmsets in der Geschichte des Kinos sein.“

Drehbuchautor Matthew Sand ergänzt: „Die Deepwater Horizon war eine der größten Maschinen, die jemals von Menschen gebaut wurden. Man hat nur die Bilder der Bohrinsel im Kopf, die über dem Wasser zu sehen war, doch darunter reichten die Rohre noch mehrere Kilometer in die Tiefe und in den Meeresgrund hinein. Peter Berg und seine Crew mussten für den Film ein Ballett aus unzähligen Tonnen Stahl choreographieren, das ist ihnen wirklich gelungen!“

 

Bild: 

Das Bild entspricht voll und ganz den Erwartungen der aktuellen Zeit und da der Film sogar in 4K auf den Markt kommt, darf man sich hier auf einen Augenschmaus freuen. Perfekt eingestellte Displays oder auch Beamer schaffen das aufnahmebedingte etwas dunkel gehaltene Bild dennoch sehr gut. Farben und Kontrast sind sehr gut

 

Ton:

Der Filmscore zum Film ist quasi generisch mit dem Film verwachsen. Er ist sozusagen nicht vorhanden und dennoch ständig präsent. Er unterstützt die Szenen dramaturgisch in famoser Weise und nimmt sich dennoch sehr zurück um nur da Akzente zu setzen, wo es notwendig ist. Die Deepwater Horizon selbst spielt auf dem Klavier der Geräuche und es fährt einem manchmal der kalte Schauer über den Rücken, wenn man diese Geräuche vernimmt.

Ansichtssache:

Film: 4,5 von 5 (wesentlich besser kann man eine solche Tragödie nicht in Bilder umsetzten)

Bild: 4,5 von 5 (auch hier gibt es eigentlich nichts zu meckern)

Ton: 4,5 von 5 (hervorragend authentisch wirkender Score ohne wesentliches Tonpathos)

 

Fazit:

Deepwater Horizon ist nicht das erwartete Voll Action Spektakel, das von Pathos strotzt und den Helden auf einen Sockel hebt. Nein, Deepwater Horizon ist grandioses Genrekino auf aller höchstem Niveau, das sich der großen Verantwortung bewusst ist und das man in jeder Szene spüren kann.

Bewusst hat man sich nur auf die Entstehung der Katastrophe konzentriert und keinen der schon vielen Dokumentarfilme hier mit einfliessen lassen. Daher nimmt man erst wieder Luft, wenn der Film zu Ende ist und fragt sich unwillkürlich. Welche Arroganz treibt den Menschen zu einem solchen Wahnsinn. Hoffen wir, dass der Mensch lernbereit ist und sich ein solches Fiasko nicht mehr wiederholt. Obwohl...

Wer noch mehr lesen möchte, dem empfehle ich das Interview in der Zeit Online:

Ein wirklich lesenswerter Bericht.

http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-11/deepwater-horizon-film-oel-katastrophe-mark-wahlberg

In diesem Sinne

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Vielen Dank für eure Kommentare. Sicher ist in einem solchen Film die Problematik etwas plakativ betrachtet worden. Das gehörte, wie man lesen konnte, zum Filmkonzept dazu. Mit einer Dokumentation bringt man niemanden dazu ins Kino zu gehen und sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen, klappt auch noch danach sehr gut. Dann kann man sich die zahlreichen Dokus anschauen. Auch so kann Blockbuster Kino funktionieren.
Charlys Tante
20.04.2017 um 00:56
#5
Danke, ist auch auf meiner Liste. Im Flieger nach China hätte ich den im Februar schauen können, aber war zu faul auf Englisch zu gucken.
Artorius
13.04.2017 um 09:15
#4
Also bei Lone Survivor mocht ich nur den Cast und das Survivalfeeling, ich fand den extrem unrealistisch! Kitschpathos und Zeitlupen-Absurditäten... was kein Problem darstellt, aber realistisch darf sich der (m.E.) nicht betiteln.

"Deepwater Horizon" hätte ich nach dem Trailer eigentlich gar nicht weiter beachtet, aber nun mehren sich die positiven Kritiken, zu denen du dich mit einem wunderbar recherierten Blog einreihst. Mittlerweile denk ich sogar über einen Blindkauf nach. Klingt echt fein!

Und ja, man kann echt nur hoffen, dass diese unermessliche Gier und deren katastrophalen Konsequenzen endlich wachrütteln. Die ruinieren unseren Planeten, mit der Aussage: Machens wir nicht, machts ein anderer (Idiot).... wenn ich an Fracking und ähnliches denke.

Vielen DANK für den tollen Blog!
MoeMents
12.04.2017 um 20:32
#3
Ja, hat Spass gemacht den Blog zu lesen. Und genau das erwartet ich auch vom Film. Nicht zu viel Partos, sondern sich eher auf die Katastrophe konzentrien und deren Folgen aufzeigen und zum nachdenken anregen, natürlich filmisch gut umgesetzt. Werde wohl an Ostern ihn mir anschauen. Freue mich schon.
modleo
12.04.2017 um 15:43
von modleo
#2
Toll geschrieben, hab den Film am WE gesehen und fand den klasse. Allgemein hat es Peter Berg drauf reale Ereignisse wunderbar und nahezu unverfälscht zu verfilmen, das hat er schon mit Friday Night Lights gemacht und auch mit Lone Suvivor. Auch das Bonusmaterial war sehr interessant, zwar ein bisschen viel Selbstbeweihräucherung aber man merkt hat wie genau Berg für seine Filme recherschiert
Sawasdee1983
12.04.2017 um 07:44
#1

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